„In Paradisum …“
Schmerz und Tod, Trost und Hoffnung

Gisbert Näther „Stabat Mater“ – Uraufführung / Erstaufführung –
Gabriel Fauré „Reqiem“ op. 48

Samstag, 14. November 2015, 19.30 Uhr, Erlöserkirche,
14471 Potsdam, Nansenstr. 5
im Rahmen der Vocalise‘2015


Sonntag, 15. November 2015, 19.00 Uhr, Gethsemanekirche,
10437 Berlin, Stargarder Str. 77

SingakademiePotsdamVocalise2015

Erleben Sie zeitnah zu Volkstrauertag und Totensonntag zwei Werke, die sich eindrucksvoll mit den Themen Leid und Trauer auseinandersetzen.

Der Sinfonische Chor der Singakademie Potsdam und der Berliner Lehrerchor interpretieren gemeinsam mit dem Neuen Kammerorchester Potsdam und Solisten Gabriel Faurés „Requiem“ und in einer Ur- / Erstaufführung das „Stabat Mater“ des Potsdamer Komponisten Gisbert Näther.


Es ist interessant, wie die jeweiligen Stilepochen dem Schmerz musikalischen Ausdruck verliehen haben, wobei das Gefühl des Schmerzes an sich immer gleich ist. Als Beispiel ist beim Betrachten der „Schmerzensmutter“ von Tizian und beim Hören der Werke von Dvorak und Pergolesi der Rezipient eher geneigt, die „Schönheit“ des Schmerzes zu genießen.

Gisbert Näther

Gisbert Näther

Der Text vom „Stabat Mater“ diente schon unzähligen Künstlern, vor allem aber Malern und Komponisten, als Inspiration. Sehr viele Komponisten haben sich mit diesen mittelalterlichen Schmerzgedichten und dem thematisierten Leid der Gottesmutter auseinandergesetzt und im Stil der Zeit vertont.

Das „Stabat Mater“ des Potsdamer Komponisten und Hornisten Gisbert Näther (geb. 1948) wird zu dem Konzert in Potsdam uraufgeführt und erlebt einen Tag später seine Berliner Erstaufführung. Der Komponist hat das Werk der Singakademie Potsdam und ihrem Künstlerischen Leiter Thomas Hennig gewidmet.

Gisbert Näther versucht in einer freitonalen Tonsprache, mit heutigen stilistischen Mitteln auf den Text einzugehen und dem Zuhörer damit neue Wege der Assoziation zu ebnen. Gerade diese unbewusste Verknüpfung von Gedanken hilft dem Zuhörer bei der Erschließung der neuen Musik. Die Instrumentation ist über weite Teile sparsam angelegt und mit der des „Requiems“ von Fauré fast identisch.

Gabriel Fauré

Gabriel Fauré

Gabriel Fauré (1845 – 1924) gehört neben Bizet und Gounod zu den bedeutendsten französischen Komponisten seiner Zeit. Sein „Requiem“ für zwei Soli, Chor und Orchester gilt als sein wohl bedeutendstes Werk. Der Komponist äußerte sich dazu rückblickend: „Die Komposition entstand ohne Anlass …, zu meinem Vergnügen, wenn ich so sagen darf“.

Die Erstfassung des Werkes entstand 1887/88, Überarbeitungen sowohl bezüglich der Anzahl der Sätze als auch der Instrumentierung erfolgten 1889/92 und zwischen 1894 und 1899.

Die Komposition betont die anmutige, gefühlvolle Melodik des Chores und der Solisten. Hier ist besonders das wundervolle Sopransolo „Pie Jesu Domine“ zu erwähnen. Ausdrucksvolle Passagen gibt es aber auch im „Sanctus“ durch die Harfe und das Aufgreifen majestätischer Hosanna-Rufe des Chores am Ende dieses Satzes. Entrückt erklingt das abschließende „In Paradisum“, das den Zuhörer zu einem trostvollen Ausklang führt. Insgesamt zeichnet der Komponist ein friedvolles Bild des Todes, indem er oft Moll-Akkorde von Chor und Orchester in stimmungsvolle Dur-Sequenzen überführt, die tröstend das Himmelreich erahnen lassen.


Schmerz und Trost der Pietà
von Gisbert Näther

Mein erstes größeres geistliches Werk ist das Requiem zum Gedenken an die vielen Opfer des Bombenangriffs vom 14. April 1945. Anlässlich der Feierlichkeiten für „1000 Jahre Potsdam“ wurde es am 14. April 1993 in der Friedenskirche unter der Leitung von Matthias Jacob uraufgeführt.

Nachdem ich in den letzten Jahren einige geistliche Kammermusikwerke in verschiedensten Besetzungen komponiert habe, ist das „Stabat Mater“ mein zweites großes geistliches Werk. Dieser Text, dessen Urheber unbekannt ist, diente schon unzähligen Künstlern, vor allem Malern und Komponisten als Inspiration.

Michelangelo_Pieta

Michelangelo „Pietà“ (1498/99) Petersdom, Rom

So mancher Komponist hat sich mit diesem mittelalterlichen Schmerzgedicht und dem Leid der Gottesmutter auseinandergesetzt und im Stil der Zeit vertont. Es ist interessant, wie die jeweiligen Stilepochen dem Schmerz musikalischen Ausdruck verliehen haben, wobei das Gefühl des Schmerzes an sich ja immer gleich ist. Aber beim Betrachten z. B. der „Schmerzensmutter“ von Tizian und beim Hören der Werke von Dvorak und Pergolesi ist der Rezipient eher geneigt, die „Schönheit“ des Schmerzes zu genießen. Die Pietà hat einen starken symbolischen Charakter mit großer Aussagekraft.

Das Thema der Schmerzensmutter Maria ist trotz der Entfernung aus der Liturgie nach dem 2. Vatikanischen Konzil zutiefst in der katholischen Kirche verankert, hat aber, nicht zuletzt und vielleicht sogar vorrangig durch die Werke der Komponisten, Eingang in die protestantische Kirche und ins kulturelle Leben insgesamt gefunden. Fast könnte man meinen, dass dieses Thema durch die Säkularisierung an Kraft verloren hat, denn die übertragene Thematik ist inzwischen Alltag. Man hat sich daran gewöhnt, dass täglich unzählige Kinder auf der Welt sterben, dass Menschen ertrinken, darunter auch Mütter mit Kindern.

Gegen diese Ungeheuerlichkeiten kann man sicherlich nicht „anschreiben bzw. -komponieren“. Aber mir gab es die nötige Motivation, mich ganz persönlich diesem allgemeingültigen Inhalt jenseits aller speziellen religiösen Gebundenheit zu stellen. Nun habe ich versucht in einer freitonalen Tonsprache mit heutigen Ausdrucksmitteln auf den Text einzugehen und dem Zuhörer damit Wege der Assoziation zu ermöglichen. Die Art der Verknüpfung von Musik und Text hilft dem Zuhörer vielleicht bei der Erschließung der über weite Teile sparsam instrumentierten Musik.

Das Anfangsmotiv spielen die tiefen Streicher gekoppelt mit Blechbläserakkorden. Sie stehen für das große Leid Marias nach der Kreuzigung. Der vierte Teil, gesungen von Sopran und Bariton, ist musikalisch anders angelegt. Das tiefe Tal, welches bereitwillig durchritten wird, das tiefe Leid, welches man mit der „Gottesmutter“ teilt, öffnet das Tor zum Himmel – zu Gott. Orchestraler Höhepunkt ist „Gnade im Gericht“ im vorletzten Satz. Das Anfangsmotiv des ersten Teiles ist auch die Einleitung zum letzten Satz und bildet somit den musikalischen Rahmen für das gesamte Werk. Das Motiv wird im weiteren Verlauf vom Solo-Fagott übernommen und einen Takt später, noch bevor es endet, von der Flöte aufgegriffen, welche dieses Motiv „gen Himmel“ trägt. Das danach einsetzende geflüsterte „Amen“ vom Chor leitet die Schluss-Sequenz ein.

Die Uraufführung wird in einem Konzert zusammen mit dem „Fauré-Requiem“ stattfinden. Deshalb ist die Orchesterbesetzung bewusst fast identisch gewählt. Der Entstehungsprozess von den ersten Skizzen angefangen bis zur fertigen Partitur erstreckte sich über zwei Jahre. Ich habe diese Komposition der Potsdamer Singakademie und seinem Leiter Thomas Hennig in Dankbarkeit gewidmet.


flyer_2015_InParadisum

Sinfonischer Chor der Singakademie Potsdam
Berliner Lehrerchor

Neues Kammerorchester Potsdam
Jakub Sawicki, Orgel

Solisten:
Yvonne Friedli, Sopran
Haakon Schaub, Bariton

Leitung: Thomas Hennig

 


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